Frau Staatsministerin Claudia Roth lud am 22. Oktober 2024 Vertreterinnen und Vertreter jesidischer Vereine in Deutschland zu einer Sitzung im Kanzleramt ein, um gemeinsam über die Durchführung der vom Bundestag im Nachgang der Anerkennung des Völkermords an den Jesiden im Irak 2014  beschlossenen Maßnahmen – insbesondere der Errichtung einer Gedenkstätte – zu diskutieren.

Unser Co-Vorsitzender Caspar Schliephack wies vor Ort die Anwesenden darauf hin, dass leider wichtige Vereine und Verbände der jesidischen Gemeinschaften aus Shingal und dem Irak bei dem Treffen fehlten.

„Gedenken an den Völkermord ist ein lebendiger Prozess, an dem vor allem die Überlebenden mitwirken sollten. Ohne Partizipation der wichtigen Vereine und Verbände, die die Menschen aus Shingal repräsentieren, sind wir hier im Prinzip gar nicht entscheidungsberechtigt.“

Einig waren sich die Anwesenden, dass letztendlich die Errichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des Völkermords an den Jesiden durch die Terrororganisation „Islamischer Staat“ im Jahr 2014 das übergeordnete gemeinsame Ziel ist. Uneinigkeit herrschte jedoch bei der Frage, ob die von der Bundesregierung angedachten Haushaltsmittel in Form von Projektgeldern genutzt werden sollen, um durch unterschiedliche Projekte einen gesellschaftlichen Begleitprozess zu gestalten, der auf Aufklärungs-, Bildungs- und Dialogarbeit setzt, um eine nachhaltige Wirkung einer Gedenkstätte zu erreichen. Oder aber ob man die Projektgelder nicht nutzt sondern schlicht eine möglichst schnelle Errichtung einer Gedenkstätte fordert.

Außerdem wurde kritisch angemerkt, dass unter den Anwesenden ein offenkundiges Ungleichgewicht zugunsten eines kleinen Interessenverbands bestand, dessen Mitglieder unter unterschiedlichen Funktionen für verschiedene Initiativen eingeladen waren, während andere wichtige Verbände ganz fehlten. Im Falle einer Abstimmung oder Wahl kann so eine kleine Interessengruppe ihre Perspektiven und Vorstellungen durchsetzen, obwohl sie nur einen Bruchteil der jesidischen Gemeinschaften in Deutschland repräsentiert.

Diese Entwicklung beobachtet auch SJA mit Sorge.