Für Jesidinnen und Jesiden steht der 03.08. – der Jahrestag des Völkermords an den Jesiden durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ – stellvertretend für Vertreibung, Verlust, Unsicherheit, Ungerechtigkeit, Hass – den Tod. Dies löst oft sehr negative Gefühle wie Schmerz, Trauer, Kummer, Verzweiflung und Angst aus.

Das Gedenken an den Völkermord ist wichtig und all diese Gefühle haben ihre Berechtigung – jedoch wollen wir heute eine Botschaft an alle Jesidinnen und Jesiden senden:

Jeside zu sein bedeutet leben!

Inmitten dieser traurigen Umstände möchten wir das Licht auf die positiven Aspekte der jesidischen Religion und Kultur richten. Die jesidische Gemeinschaft hat unzählige Verfolgungen durchlebt, aber sie hat sich niemals davon abbringen lassen, das Leben zu bejahen und die schönen Seiten ihres Glaubens zu betonen. Sie haben nie Rache geschworen oder ihre Nachbarn für das erlittene Leid verantwortlich gemacht. Stattdessen haben die Jesiden ihre Stärke und ihre Resilienz gezeigt, indem sie sich auf ihre Identität und Traditionen besonnen haben. Unser Ziel sollte es daher sein, der Weltöffentlichkeit die wunderbare Kultur, die reiche Geschichte und all die positiven Aspekte des Jesidentums zu zeigen. Gerade am heutigen Tag sollten wir uns ins Gedächtnis rufen, dass das Volk der Jesiden nicht auf ein dunkles Kapitel, nicht auf das Leid reduziert werden darf.

Die Jesiden sind ein Volk, das aufgrund seines Glaubens und seiner Werte eine tiefe spirituelle Verbindung zur Natur und dem Leben hat. Sie betonen Mitgefühl, Toleranz und gegenseitigen Respekt. Diese Werte sind für die ganze Welt von großer Bedeutung und verbindet die Menschen grenzübergreifend. Als Stelle für Jesidische Angelegenheiten rufen wir dazu auf, sich auf unsere gemeinsamen Werte zu besinnen.

Ferner müssen wir gemeinsam der jesidischen Gemeinschaft ermöglichen, in ihre Heimat Shingal zurückkehren zu können und erhobenen Hauptes ein menschenwürdiges Leben zu führen. Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, die Bemühungen zu verstärken, die Lebensbedingungen der jesidischen Flüchtlinge zu verbessern und ihre Rechte zu schützen. Wir verpflichten uns, die Jesiden im Irak nicht zu vergessen und für ihre Gleichberechtigung und Anerkennung einzustehen. Lasst uns die Opfer des Völkermords ehren, indem wir ihre Würde und Opfer in Erinnerung behalten. Lasst uns die jesidische Gemeinschaft unterstützen, damit sie ihre Geschichte weitererzählen und ihre Zukunft mit Hoffnung gestalten kann.

Der Völkermord sollte niemals vergessen werden, aber er sollte uns auch dazu inspirieren, eine Welt des Mitgefühls und des Respekts zu schaffen, in der alle Menschen in Frieden und Harmonie miteinander leben können – besonders in einem Vielvölkerstaat wie dem Irak