Gedenkstätte zur Erinnerung an den Völkermord: zweites Treffen nach Streit aufgelöst!

2024-03-17T09:53:26+00:0017. Mrz. 2024|Eilmeldung, Kritik, Mediale Aufklärung, Neuigkeiten, Politik|

Am 16.03.2024 fand in Rhede (Münsterland, NRW) die zweite Sitzung zum Bau einer Gedenkstätte zur Erinnerung der Opfer des Völkermordes an den Jesiden im Irak im Jahr 2014 statt.

Von der Stelle für Jesidische Angelegenheiten war Herr Salem Ilyas als Beobachter vor Ort. Sein vernichtendes Fazit: „Dank Inkompetenz, Streits und des daraus resultierenden fluchtartigen Verlassens des Vorsitzenden des selbsternannten „Zentralrat der Êzîden in Deutschland e.V.“, Dr. Irfan Ortac, ist die Versammlung abrupt und ohne Ergebnis aufgelöst worden.“

Was ist geschehen?

Bereits am 11. Februar 2024 fand in Bielefeld eine Versammlung zur Umsetzung des Projekts zum Bau dieser Gedenkstätte statt. Auch dort sind tumultartige Szenen entstanden. Am Ende wurde aber zumindest beschlossen, alle interessierten Vereine und Aktivisten als Gremium mit dieser Mammutaufgabe zu betrauen – dass dieses Projekt nur mit breiter Unterstützung aus der Mitte der jesidischen Gesellschaft umgesetzt werden kann und muss, ist Vorgabe des Bundestagsbeschluss. Allerdings ist bis heute noch immer nicht mit Sicherheit geklärt, ob und wer bzw. welcher Verein den Zuschlag für das mit drei bis sechs Millionen Euro aus öffentlichen Geldern zu finanzierende Projekt erhalten haben soll.

„Auf der Versammlung wurde verlautbart, dass der selbsternannte „Zentralrat der Êzîden in Deutschland e.V.“ und gleichzeitig der neugegründete „Alias e.V.“ den Zuschlag erhalten haben sollen“, sagt Salem Ilyas.

„Bereits die Vergabe wirft ernsthafte Fragen auf“, sagt SJA-Vorsitzender Caspar Schliephack. „Wie kamen bislang unbekannte und erst kürzlich gegründete Vereine an derartig prestigeträchtige und finanziell lukrative Aufträge? Gab es überhaupt ein transparentes Vergabeverfahren? Wir fordern umgehende Aufklärung über all diese Vorgänge und bitten insbesondere die öffentliche Hand um Mithilfe!“

Besonders verletzt und hintergangen fühlen sich die aus Shingal (arab. Sinjar) stammenden Jesiden. Unser Co-Vorsitzender Gohdar Alkaidy betont: „Hier werden gezielt jene hintergangen und ausgeschlossen, die den Völkermord direkt erlebt und überlebt haben. Sie müssen unbedingt und ohne Wenn und Aber die Leitung des Projekts übernehmen. Notfalls muss das Projekt neuausgeschrieben werden.“

Die vor Ort anwesenden Völkermordüberlebenden sind außer sich. Sie sehen den Versuch einer Torpedierung des gesamten Vorhabens durch den „Zentralrat der Êzîden in Deutschland e.V.“.

Ein Völkermordüberlebender, der über zwei Duzend Mitglieder seiner Familie durch den Genozid verloren hat, sagt: „Der Vorsitzende vom ‚Zentralrat der Êzîden in Deutschland e.V.‘, Irfan Ortac, sagte vor Ort, er wolle daraus eine Gedenkstätte für den Völkermord von 2014 und alle anderen 73 Völkermorde machen. Das geht so nicht. Das ist gegenüber den Toten und insbesondere gegenüber den Überlebenden eine Dreistigkeit ohnegleichen.“

Darauf hat Gohdar Alkaidy nur wenig zu ergänzen: „Ja, das ist respektlos gegenüber unseren Überlebenden. Und, wenn ich einen Rat geben darf, sollte jemand, der unbedingt eine Gedenkstätte planen will, sich erstmal wissenschaftlich weiterbilden und herausfinden, was die mystische Zahl 72 bedeutet und wie daraus im Volksmund eine 74 geworden ist.“

Da die Sitzung abrupt und im Streit abgebrochen wurde, sind keine neuen Übereinkünfte getroffen worden.

Am 19. Januar 2023 hatte der Deutsche Bundestag auf Initiative der Stelle für Jesidische Angelegenheiten den Völkermord am Volk der Jesiden durch die Terroristen des Islamischen Staates im Irak einstimmig anerkannt und in diesem Zusammenhang u.a. beschlossen, den Bau einer Dokumentations- und Gedenkstätte zu fördern.

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