In unserer Reihe „Jung, Jesidisch, Erfolgreich“ stellt die Stelle für Jesidische Angelegenheiten junge JesidInnen vor, die in Deutschland und Europa nicht nur eine neue Heimat gefunden haben, sondern mit besonders gutem Beispiel in unserer Gesellschaft vorangehen und uns zeigen, wie Integration und das Erfüllen individueller Träume Hand in Hand gehen.

Davati Jemal, erst 22 Jahre jung und seit gerade mal 2014 in Deutschland hat ein beeindruckendes Portfolio vorzulegen: Deutscher Meister im Schwergewicht und zweimal deutscher Vizemeister im Amateurboxen. “>Dass Davati seinen Weg in den Boxring gefunden hat, ist nicht selbstverständlich.

Das Interview wurde geführt von Gohdar Alkaidy

„In meiner Heimat gab es keinen Boxverein, in dem ich hätte Mitglied werden können“, sagt er. Das Handtuch wollte und konnte der leidenschaftliche Boxer aber dennoch nicht werfen. „Also habe ich vier Jahre lang in Russland MMA gemacht. 2018 sollte ich auch für Deutschland bei der Europameisterschaft antreten, durfte ich aber am Ende nicht“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Mir fehlt die deutsche Staatsbürgerschaft, um mehr für dieses Land tun zu können.“

Erst 2014 hat der Wahlhamburger mit dem Boxsport in einem Boxverband angefangen. Nach 40 Kämpfen, 35 Siegen und einem Unentschieden stand er auf der Siegertreppe als Deutscher Meister im Schwergewicht bis 91kg. Was ihn aber von noch höheren Zielen abhält, ist die deutsche Bürokratie! Denn weil der aus dem russischen Jaroslawl stammende Jeside kein deutscher Staatsbürger ist, sind ihm Grenzen gesetzt, die es im Sport nicht geben sollte:

Auch seinen Traum von Olympia hat er deswegen begraben müssen: „Sogar der Nationaltrainer ist auf mich zugekommen und wollte, dass ich mich für Olympia 2020 in Tokyo qualifiziere. Aber auch hier hab’ ich wohl nur Pech, dass ich keine deutsche Staatsbürgerschaft habe.“

Nichtsdestotrotz lässt er sich von seinen Träumen nicht abbringen, denn er sei Rückschläge gewöhnt, die ihn nur stärker machen. „Ich trainiere ab jetzt umso härter für meine Ziele, mein Trainer Andre Walther treibt mich dabei an meine körperlichen Grenzen, ich danke ihm dafür“, sagt er entschlossen. Seinen Erfolg habe er vor allem seinem Vater zu verdanken, der ihn immer dabei unterstützt hätte, zum Boxsport zu kommen. „Aber dass ich in Russland mit MMA angefangen habe, war allein meine Entscheidung“, sagt Davati grinsend.

Zum Abschluss unseres Interviews richtet er sich mit folgenden Worten an die Jugend:

„Ich rate allen Jesiden, hart an ihren Träumen zu arbeiten und sich nie unterkriegen zu lassen. Früher oder später werdet ihr erreichen, was ihr euch erträumt. Erwartet aber nicht, dass die Welt euch ohne Schweiß die Türen offenhält. Als ich zur deutschen Meisterschaft 2016 geboxt habe, hatte ich gerade mal acht Kämpfe hinter mir. Mein Gegner im Finale hatte 50 Kämpfe mit 48 Siegen hinter sich. Niemand hat mich ernst genommen nach dem Motto, der hat nur acht Kämpfe, was soll der schon machen’. Ich habe aber sehr hart an meiner Technik und Ausdauer gearbeitet und ihn in der zweiten Runde K.O. geschlagen.“

SJA wünscht dir weiterhin viel Erfolg und drückt dir die Daumen – wir bleiben gespannt auf deine nächsten Schritte und begleiten dich weiterhin dabei.