Ohne viele verblümte Worte zu einem düsteren Thema unserer jüngsten Geschichte: mit unsagbar viel Dank an MdB Özdemir für sein Vorwort in unserem Heft zum siebten Jahrestag des Genozids an den Jesiden.

Dieses ist zum ersten Mal erschienen im von der Stelle für Jesidische Angelegenheiten herausgegebenen Comic-Heft „FERMAN – Das Leid“ vom Künstler Sedat Özgen.

„Die Jesid*innen sind in ihrer langen Geschichte häufig Opfer schrecklicher Verbrechen geworden. Die leidvollen Erfahrungen der jesidischen Gemeinschaft zeigt dieses Buch sehr eindrücklich. Ich hoffe, dass es viele Leser*innen finden wird und dass so die Geschichte der Jesid*innen und das Gebot von Toleranz und Menschenrechten in vielen Köpfen und Herzen Wurzeln schlagen werden.
Im 21. Jahrhundert hatten wir gehofft, dass die lange Geschichte von Leid und Unterdrückung der Vergangenheit angehört. Doch wir wurden eines Besseren belehrt. Im August 2014 ereignete sich der fürchterliche Genozid an den Jesid*innen im Irak. Tausende Menschen, meist Männer und Jungen, wurden ermordet, weitere Tausende, meist Frauen und Mädchen, verschleppt und versklavt. Hunderttausende leben noch immer unter menschenunwürdigen Bedingungen in Flüchtlingslagern.
2018 kam der nächste Schrecken. Seitdem besetzt die Türkei mit ihren syrischen Stellvertretertruppen, viele davon Islamisten, völkerrechtswidrig das mehrheitlich kurdische Afrin, traditionell auch ein Zentrum jesidischen Lebens in Syrien. Die Angst und Verzweiflung unter den Jesid*innen, dass sich die schrecklichen Ereignisse aus dem Jahr 2014 wiederholen könnten, hat mich zutiefst erschüttert. Die traditionelle Bevölkerung Afrins wurde Opfer von Plünderungen, Vertreibungen und anderen Verbrechen. Dass von der Türkei unterstützte islamistische Gruppen in Afrin jesidische Friedhöfe und Schreine zerstörten, ist kaum zu ertragen.
Deutschland und die internationale Gemeinschaft müssen sich in der Region viel stärker engagieren, um solch grausame Verbrechen künftig zu verhindern und aufzuarbeiten. Wir müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, in ihren Heimatländern und vor deutschen Gerichten. Auch in Deutschland selbst liegt noch viel Arbeit vor uns, um die Lebensbedingungen hierher geflüchteter Jesid*innen zu verbessern und ihre politische Teilhabe zu unterstützen. Der Kultur der Jesid*innen wünsche ich, dass sie von Generation zu Generation weitergetragen wird. Das ist die beste Antwort, die wir ISIS und anderen Fanatikern geben können.“