Bad Saarow – Die Stelle für Jesidische Angelegenheiten hat zusammen mit RAA Brandenburg die Gemeinschaftsunterkunft der Caritas in Bad Saarow besucht.

Am konstruktiven Austausch beteiligt waren der Caritas-Beauftragte für den Landkreis Oder-Spree und die Stadt Frankfurt (Oder) Herr Thomas Thieme, der Leiter der Gemeinschaftsunterkunft Herr Sascha Kiffer, die Nachfolgeleiterin Frau Maria Gottschalk, die Koordinatorin für Soziale Arbeit Frau Halima Battal, Dr. Yunus Yaldiz von RAA Brandenburg und der Vorsitzende der Stelle für Jesidische Angelegenheiten Gohdar Alkaidy.

Seit August 2019 beherbergt die Gemeinschaftsunterkunft 60 Jesidinnen und Jesiden, unter ihnen 32 Minderjährige, die zum Teil in jahrelanger Gefangenschaft der Terrororganisation Islamischer Staat waren.

Von den 60 Personen leiden 58 unter starker psychischer Belastung, so der Leiter der Unterkunft. „Natürlich haben wir damit gerechnet und haben entsprechende Vorkehrungen getroffen, dennoch stellt sich dies als eine Herausforderung dar“, so Herr Kiffer. Hinzu kämen noch die Corona-Einschränkungen, die für eine gute psychologische Betreuung nicht förderlich gewesen seien. So mussten Integrations-, Nachhilfe und Sprachkurse unterbrochen werden, um die Bewohner vor einer Erkrankung zu schützen.

Den Vorwurf, viele der Bewohner seien auch sechs Monate nach ihrer Ankunft keiner medizinischen Untersuchung unterzogen worden, entkräftet der GU-Leiter: „Voraussetzung für eine Aufnahme in der Unterkunft sind ärztliche Untersuchungen. Auch vor Corona haben wir uns an Regeln des Infektionsschutzes gehalten.“

Eine Psychologin kümmere sich um die Belange der schwer traumatisierten Jesidinnen und Jesiden. Auch eine Anbindung an den Psychiater mit medikamentöser Behandlung sei gegeben. Was die ärztliche Versorgung angehe, stünden die Hausärzte in der Region zur Verfügung. Herr Thieme, der seit 22 Jahren in der Flüchtlingsberatung tätig ist, betont, dass die Gemeinschaftsunterkunft zwar nicht so gut eingerichtet sei wie eine medizinische Einrichtung, aber es werde eine sehr gute Arbeit mit den zur Verfügung stehenden Mitteln geleistet. Ergänzend fügt Herr Kiffer hinzu, dass die hier untergebrachten Jesiden zwölf Mal mehr medizinische Kontakte in Anspruch nehmen als andere Gruppen.

Die Leitung wisse von Beschwerden einiger Angehöriger aus anderen Bundesländern, dass den Bewohnern ein Umzug dahin verwehrt werde. Dem sei allerdings nicht so, sagt Herr Kiffer. Allen Bewohnern stünde es frei, sich aus der Gemeinschaft zu lösen, was allerdings eine Rückführung in den Irak nach sich ziehen könne.

Die Regelungen hierzu wurden durch den Beschluss des Landtages zur Aufnahme jesidischer Opfer kriegerischer oder sexueller Gewalt im Irak festgesetzt. Das Hauptaugenmerk des Beschlusses zur Aufnahme des Kontingents lag von Beginn an speziell auf psychologische und medizinische Betreuung. Ein Umzugswunsch allerdings ist allgemein eine ausländerrechtliche Angelegenheit, die von Fall zu Fall variiert.

Von Herrn Dr. Yaldiz auf Berichte zweier RAA-Mitarbeiter angesprochen, wonach es zu Problemen an den Schulen gekommen sein soll, an denen jesidische Kinder unterrichtet werden, heißt es: „Mit den Schulen existierten anfangs einige Schwierigkeiten und seitens der Lehrerschaft gab es Bedenken, vielleicht auch Ablehnung. Aber es wurde dagegengewirkt und die Probleme behoben.“

Ursprünglich war bei unserem Besuch in der Unterkunft eine Begehung und ein Kennenlernen der Bewohner vorgesehen. Da unser Termin mit der Caritas allerdings in die Sommerferienzeit gefallen ist, trafen wir nur zwei Familien an. Beide gaben an, dass die Freizeitgestaltung etwas schwierig ist, da wenig Abwechslung vorhanden, aber sie sich in der Unterkunft wohlfühlen und die Leitung der Unterkunft alles zur Zufriedenheit der Bewohner tue.

Auf die Frage, wie die jesidische Community der Caritas bei ihrer Arbeit helfen kann, kommt nur eine Bitte: einige Bewohner bräuchten aus unterschiedlichen Gründen irakische Dokumente, die in der Botschaft in Berlin bzw. im Konsulat in Frankfurt beantragt werden müssten. In beiden Fällen erweise sich der Kontakt und der Umgang der irakischen Behörden mit den Jesiden als schwierig. „Wenn uns da geholfen werden kann, wären wir und sicherlich auch die Bewohner sehr froh.“