In diesen Tagen feiern die Jesiden das „Eyda Bêlinde“ und „Batzimî“. Wir erklären euch in kurzen Worten die Bedeutung beider Feste. Das Eyda Bêlinde teilt sich auf in Bêlinda Sheikh Adi und Bêlinda Pîra und markiert den Zeitpunkt ihrer Erscheinung, ihres „Dahirbûn“, wie es genannt wird. Das Bêlinda Sheikh Adi ist an den wichtigsten Heiligen der Jesiden, das Bêlinda Pîra an den Heiligen Pir Afat gebunden.

In der theologischen Terminologie nimmt der Begriff Dahir eine zentrale Rolle ein, denn in der komplexen mythologischen Vorstellung der jesidischen Theologie gibt es eine spirituelle und eine materielle Welt. Wir Menschen und alles, was wir anfassen und wahrnehmen können, existiert und geschieht im Diesseits, im sogenannten „Dahir“. Die übersinnliche Welt wird „Batin“ genannt, es ist die Welt aller Jenseitswesen, also auch die der Engel. Das Erscheinen von Heiligen-Figuren wird in der Mythologie als Dahirbûn bezeichnet. Denn das mystische Geheimnis (Sirr) und die Huldwunder (Keramet) der Heiligen existierte im Batin, in der spirituellen Welt und vermenschlichte sich in der Gestalt von Gesandten und Heiligen. Dahir und Batin kann man als „Offenbart“ und „Verborgen“ übersetzen. Beispielsweise war die mystische Kraft von Sheikh Adi im Batin bzw. Batinî, also verborgen und wurde Dahir – offenbart. Die Vermenschlichung von Sheikh Adi wird als Gedenktag (Bêlinda Sheikh Adi) heute noch von Jesiden gefeiert.

Die Gläubigen backen ein dünnes Brot, es wird Xewlêr genannt, in den Teig wird ein Kişmiş, eine Korinthe hineingemengt. Auf dem Rücken des jüngsten Kindes im Haus wird dieses Brot in Stücke geteilt und unter den Familienangehörigen aufgeteilt. Wer die Korinthe in seinem Stück findet, gilt für das ganze Jahr als gesegnet (Bêlinda Sheikh Adi). Ferner wird ein Feuer entzündet und Gurgagay genannt, welches von den Festteilnehmern übersprungen wird und mit Tanz und Gesang begleitet wird. Dies wird vor allem noch bei den Welatşêx-Jesiden praktiziert. Im selben Festzyklus wird das Dahirbûn des Heiligen Pir Afat von dessen Nachfahren gefeiert.

Auch feiern im selben Zeitraum die Jesiden aus der Türkei, aus den Gebieten um Nisêbîn und Merdîn (Çelka Jesiden) das regionale Batizmî-Fest. Dieses Fest wird in Andenken an Pîr Alî/Pîrê Al/Pîalî gefeiert, er bereiste jesidische Dörfer und unterwies die Bevölkerung in asketische Praktiken.

Wir wünschen den Jesiden schöne Festtage mit ihren Familien und Freunden.