Von der deutschen Medienlandschaft weitestgehend unberichtet, kam es in der türkischen Hauptstadt Ankara zu einem grausamen Mord an dem 20-jährigen Kurden Baris Cakan. Den Familienangehörigen des Ermordeten zufolge hörte der junge Kurde öffentlich kurdische Musik – sein Todesurteil. Denn dies führte womöglich zum rassistischen Übergriff dreier Täter mit Todesfolge.

Kurdenhass, Diskriminierung, rassistische Angriffe und systematische Unterdrückung zeichnen ein trauriges Bild des Alltags vieler Kurden in der Türkei. Eine schriftliche Erklärung des Gouverneursbüros von Ankara dementierte einen rassistisch motivierten Tathintergrund und präsentierte eine eigene Version des Geschehens: der Erklärung zufolge soll der Aufruf der Täter, die Lautstärke der Musik zum Zeitpunkt des islamischen Gebetsrufes zu mindern, ein Streit entfacht haben, der in einer Messerattacke mündete.

In der Türkei kommt es tagtäglich zu rassistisch motivierten, kurdophoben, hemmungslosen Angriffen und Morden an den Kurden, sodass eine tendenziöse Darstellung seitens der Regierung umso wahrscheinlicher erscheint, um die Rassismus-Debatte um den Kurdenhass und das sog. „Kurdenproblem“ im Land weiterhin zu ersticken. Doch auch in Deutschland fiel im April diesen Jahres der 15-jährige Jeside Arkan, ein Kriegsüberlebende dem Rassismus zum Opfer.

In Gedenken an den ermordeten Jungen zeichnete der jesidische Künstler Sedat Oezgen ein Bild des Toten und überreichte uns dieses mit folgenden Worten:

„Aufgrund meiner jesidischen Herkunft, meiner Einstellung und meines Glaubens bin ich mit ständiger Diskriminierung konfrontiert und sehe mich dazu in der Pflicht, meine Stimme für all jene zu erheben, denen Unrecht widerfährt. Kein Mensch sollte wegen seiner Religion, Hautfarbe, Sprache, Ethnie oder seines Glaubens verfolgt werden. Rassismus und Faschismus gegenüber Minderheiten ist ein Krebsgeschwür, die mit aller Macht bekämpft werden müssen, damit die Menschlichkeit überlebt. Während reichweitenstarke kurdische Sänger wie Şivan Perwer es nicht für nötig halten, längere Videos zu dieser faschistischen Tat zu veröffentlichen und darin die Debatte um den Kurdenhass in dem Land zu thematisieren und zu verurteilen, drehte er 30-minütige Videos zu anderen Thematiken. Ich möchte als jesidischer Künstler meine Reichweite nutzen und meine Stimme mit der Feder erheben und dem unterdrückten Volk der Kurden und Baris’ Familie zur Seite stehen. Ruhe in Frieden, Baris!

Zeichnung: Sedat Oezgen