In tiefer Verbundenheit und Trauer gedenken wir heute dem Völkermord am Volk der Jesiden, der am 03. August 2014 durch die Terrororganisation IS seinen Lauf nahm und sich heute zum neunten Mal jährt. Dieser barbarische Akt des Hasses und der Gewalt hat unermessliches Leid über die jesidische Gemeinschaft gebracht, das bis heute nachhallt. Es ist von großer Bedeutung, dass wir die Ereignisse dieses traurigen Kapitels der Geschichte niemals vergessen.

Dieser Völkermord an den Jesiden wurde bereits von vielen Ländern anerkannt – auch durch die Bundesrepublik Deutschland: Am 19.01.2023 trugen unsere Mühen Früchte und die von der Stelle für Jesidische Angelegenheiten eingereichte Petition gab den Anstoß zur Anerkennung des Völkermords an den Jesiden durch den Deutschen Bundestag. Dies ist ein bedeutender Schritt in Richtung Gerechtigkeit für die Opfer und ihre Familien, deren Leben für immer von den schrecklichen Ereignissen gezeichnet sein werden.

Jedoch müssen wir auch am neunten Jahrestag des Völkermords auf die alarmierende Situation der jesidischen Gemeinschaften im Irak hinweisen, die trotz Anerkennung und vollmundiger Versprechungen vieler Politikerinnen und Politiker weiterhin katastrophal ist: Hunderttausende Jesiden im Irak müssen nach wie vor in Flüchtlingslagern leben und können nicht in ihre Heimat Shingal zurückkehren. Die Region ist noch immer nicht von den unzähligen Minen befreit, die der „Islamische Staat“ zurückgelassen hat. Die Infrastruktur liegt weiterhin in Trümmern und die Jesiden sind zu einem politischen Spielball zwischen der Zentralregierung in Bagdad und der Regionalregierung in Erbil geworden. Diese Situation führt zu einer schweren Vernachlässigung der jesidischen Gemeinschaft im gesamten Irak und zu einer alarmierenden Diskriminierung auf politischer und gesellschaftlicher Ebene. Die fehlende Aussicht auf Rückkehr in ihre Heimat bedroht das Überleben der jesidischen Gemeinschaften im Irak.

Wir rufen daher den Deutschen Bundestag dazu auf, die an die Anerkennung des Völkermords vom 19. Januar 2023 geknüpften beschlossenen Maßnahmen zum Schutz der Jesiden umzusetzen.